Redaktionelle Vorbemerkung: Der Deichverband hat die Tradition der Ausstellung ‚Kunst auf dem Deich‘ plötzlich unterbrochen. Diese fand seit acht Jahren klaglos in Wohlendorf statt.

Leserbrief Verdener Aller-Zeitung zu:
„Keine Kunst auf dem Deich“ vom 02. 08. 2014 / [Link zum Artikel]

Normalerweise hält sich die Aufregung über Unverständliches in Grenzen. Man schüttelt den Kopf und wendet sich ab – oder aber neuen Dingen zu. Hinzu kommt, dass einigen Kunst egal ist, andere keinen Ärger wollen.

Die Kultur ist ein Problem, nicht aber der Steinhaufen / Bild: Dieter Moll

Die Kultur ist ein Problem, nicht aber der Steinhaufen / Bild: Dieter Moll

Ich meine jedoch, dass mit dem Verbot der erfolgreichen Ausstellungsreihe „Kunst auf dem Deich“ ein paar Prinzipien verletzt wurden, die für die Region nicht ganz unwichtig sind, sofern diese einen konstruktiven Umgang miteinander, die Förderung ehrenamtlicher Initiativen, vielleicht sogar Rethems Zukunftsfähigkeit betreffen. Eine Bürgerinitiative, die sich zunehmend überregionaler Beliebtheit erfreut, wird ohne zureichenden Grund kaputtgemacht.

Ich mag deshalb nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und will einige der in dem Artikel angeführten Argumente richtig stellen:

1. Zuerst einmal hat nicht der Verbandsausschuss, sondern der Verbandsvorsitzende ein Verbot der Reihe „Kunst auf dem Deich“ verfügt. Er hat sich seine einsame Entscheidung ein halbes Jahr später erst vom formal zuständigen Verbandsausschuss absegnen lassen. Zur Sachlichkeit der Ausschuss-Entscheidung ist anzumerken, dass dieser Ausschuss nur vom Verbandsvorsitzenden Informationen erhielt. Eine Anhörung der Kultur-AG war – trotz Bitten – nicht erwünscht. Bleibt die Frage: Warum wurde nur der Verbandsvorsteher, nicht aber die Kultur-AG vom Ausschuss gehört?

2. Das Argument des Verbandsvorsitzenden in dem Artikel lautet, dass dem mit der Pflege beauftragten Unternehmer nicht zuzumuten sei, sich mit einer Kulturgruppe über Pflegearbeiten abzustimmen. Das ist schlicht eine Ausrede. Die Ausstellung findet drei Wochen lang im Juli statt, in einem Monat in dem normalerweise weder gemäht noch gedüngt wird. Ganz nebenbei wird das von der Kultur-AG genutzte Teilgrundstück von privater Seite gemäht. Vorschläge des Verbandsvorsitzenden, aus der Reihe „Kunst auf dem Deich“ eine „Kunst neben dem Deich“ zu machen, scheitern an den Wohlendorfer Örtlichkeiten. Kultur-AG und Verein haben darüber hinaus angeboten, Skulpturen im Notfall sofort zu entfernen. Bleibt die zweite Frage an den Deichverband: Warum wurde erst nach acht Jahren festgestellt, dass Skulpturen, die für drei Wochen im Juli aufgestellt werden, die Deichpflege behindern?

3. Zusätzlich wird ein Gleichheitsprinzip verletzt, ohne welche eine „Körperschaft öffentlichen Rechts“ eigentlich nicht auskommt. Dass Deichschutz mit Kunst oder Erholung harmonieren können, zeigen eine ganze Reihe von ‚Hindernissen‘ auf dem Allerdeich: Es gibt Bänke, Hinweis- und Richtungsschilder oder auch Pfosten. Diese sind – anders als die Skulpturen – permanent verankert, müssen also bei der Pflege ständig umfahren werden. Deshalb die dritte Frage an den Deichverband: Warum dürfen Objekte das ganze Jahr über fest verankert auf dem Deich stehen, ein bis zwei Skulpturen im Nichthochwasser- und Nichtpflegemonat Juli aber nicht?

Ich wurde von der Kultur-AG gebeten, für das zehnjährige Jubiläum der Reihe „Kunst auf dem Deich“ Spenden einzuwerben. In dieser Funktion habe ich den Verbandsvorsteher fünfmal um ein Gespräch gebeten. Erfolglos. Jetzt, nach dem Scheitern so vieler Bemühungen, stelle ich mir die Frage, ob man Ungleichbehandlung und Intransparenz einfach so hinnehmen will. Sachliche Gründe, ‚Kunst auf dem Deich‘ zu verbieten, gibt es nach wie vor nicht.

02.08.2014
Dieter Moll
Mitglied des Deichverbandes Rethem-Wohlendorf