Ein Zitat aus einem älteren Text, den ich im Jahr 2006 für die ‚germanblogs‘ schrieb:
Woran aber zeigt sich dann diese ‚Authentizität‘, also die ‚Echtheit‘, wenn ich etwas schreibe? Nun vor allem am Gebrauch von Regionalismen, von Wörtern also, die zu dieser inneren Landschaft gehören. Weil das die Sprache ist, die wir hier im Norden unweigerlich durchs Hören erlernen. Dazu gehört beispielsweise auch das plattdeutsche Wörtchen ‚verklogfideln‘ aus unserer Überschrift, das mit der hochdeutschen Übersetzung ‚erklären‘ nicht eins zu eins deckungsgleich ist.
Wer jemandem etwas ‚verklogfidelt‘, der führt sich eben nicht auf wie ein Professor, der vom Katheder herab eine amtliche Weisheit verbreitet. Eher schon wird der Leser sachte am Arm genommen und beiseite geführt, wobei ihm eindringlich und freundschaftlich die wahren Verhältnisse offengelegt und ‚vorgegeigt‘ werden. Dieses Wörtchen ‚privatisiert‘ gewissermaßen, es transportiert eine andere Wahrheit als die öffentliche und anerkannte, es blickt ein wenig hinter die Dinge. Im Hochdeutschen gibt es für diesen Sachverhalt gar keine genaue Übersetzung.
Was wiederum meine alte These stützt: Die Kenntnis des Plattdeutschen bereichert und erweitert die deutsche Sprache, weil damit ein noch genaueres und präziseres Reden möglich wird. Und mit jedem niederdeutschen Wort, das wir vergessen, wird unsere innere Landschaft ärmer.