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„Bräsige Deichgrafenpolitik“

Wilhelm Steffens, der ‚Vater des Aller-Leine-Tal-Projekts‘, hat sich jetzt auch in den Streit um das Wohlendorfer Projekt ‚Kunst auf dem Deich‘ eingeschaltet. Der Artikel in der Walsroder Zeitung‘ – leider nicht online – findet sich unterhalb von diesem Text (zum Vergrößern bitte klicken). Wilhelm Steffens wirft dem Deichverband vor, dass der in seiner ‚Argumentation‘, die er kaum als solche bezeichnen würde, weniger den Schutz des Deiches, sondern vielmehr den „Schutz vor Kunst“ im Sinne habe.

Wilhelm Steffens, WZ v. 4.9.2014

Wilhelm Steffens, WZ v. 4.9.2014

Provinzdarstellung

Mein Leserbrief an die Walsroder Zeitung in Sachen ‚Deichverband‘:

Deichinspektion / Bild Honoré Daumier, Public Domain, wikimedia

Deichinspektion / Bild Honoré Daumier, Public Domain, wikimedia

Ist das Verbot von „Kunst auf dem Deich“ eine Provinzposse? Eindeutig JA. Da werden fest verankerte Pflegehindernisse auf dem Deich vom Deichverband Rethem-Wohlendorf genehmigt und aufgebaut, temporär aufgestellte Kunstgegenstände im Nicht-Pflegemonat und Nicht-Hochwassermonat Juli aber verboten. Und wieso würde die Deichpflege eigentlich beeinträchtigt, wenn die Kunstwerke all die letzten Jahre schon immer auf einem privat gemähten Deichteilstück standen? Eine Antwort hat der Verband bis heute nicht geliefert.

Das Problem des Deichverbandes Rethem-Wohlendorf wird nun noch größer, da er mit dem Verbot eine Ungleichbehandlung von „Deichnutzern“ fabriziert hat. Deswegen werden jetzt Überlegungen angestellt, auch die auf dem Deich stehenden, allseits beliebten Bänke abzubauen. Fragen dazu: Werden nun auch die vielen anderen vom Deichverband genehmigten Objekte, wie Informationstafeln, Wegweiser und Absperrungen abgebaut? Und soll die Posse wirklich fortgesetzt werden, nur um eine Fehlentscheidung öffentlich weiterhin rechtfertigen zu können?

Das muss nicht sein. Der Verbotsbeschluss des Verbandes , dass es keine Nutzungsgenehmigungen mehr geben wird, impliziert bei gutwilliger Auslegung eben auch, dass bestehende Genehmigungen Bestand haben können. Bänke, Wegweiser und Skulpturen wären gerettet, viele Bürger dankbar.

Bedenklich ist allerdings, wie eben mit diesen Bürgern umgegangen wird. So wurde die veranstaltende Kulturgruppe nicht angehört, Gesprächsbitten vom Verbandsvorsteher ausgeschlagen, Briefe von seinem Vertreter nicht beantwortet usw. Auch macht man sich nicht die Mühe, vor Ort in Wohlendorf das „Gefahrenpotential“ Kunst zu inspizieren.

Noch bedenklicher ist, dass es diese Beispiele sind, die Bürger demotivieren und das Ehrenamt beschädigen. Am Ende leiden die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit Rethems darunter. Ob das Vorgehen des Deichverbandes mit den Leitlinien und Zielen einer Körperschaft des öffentlichen Rechts in Einklang zu bringen ist, darf außerdem bezweifelt werden. Rechenschaftspflichtig ist er in jedem Fall.

Da auch bezweifelt werden darf, ob das Verbot formell belastbar ist, habe um die Bereitstellung der Verbandssatzung und Mitgliederprotokolle gebeten. Und, wie nicht anders zu erwarten war, blieb die Bitte erfolglos. Solange mir aber meine mir zustehenden Rechte nicht gewährt werden, werde ich keine Mitgliederzahlungen an den Deichverband Rethem mehr leisten. Eine auf den Bürger ausgerichtete und vom Ehrenamt getragene Körperschaft finanziere ich gern, einen Geheimbund nicht.

Dieter Moll

Kultur ist für Banausen

Auch das Fahrrad muss da weg / Foto: Southpark, Creative Commons, wikimedia

Auch das Fahrrad muss da weg / Foto: Southpark, Creative Commons, wikimedia

Die Rethemer Provinzposse um die Wohlendorfer Ausstellung ‚Kunst auf dem Deich‘ [Link] zieht immer weitere Kreise und unser armer Deichverband gerät zunehmend in die Defensive. Das darf nicht sein. Deshalb habe ich einen Leserbrief an die ‚Walsroder Zeitung‘ geschrieben, der heute dort erschien. Hier zu Dokumentationzwecken der Text:

: Der Deich darf keine Hauptrolle mehr spielen, WZ v. 21. 8. 2014

Es ist völlig richtig, dass der Deichgraf, Herr Heinz von Ueltzen, die Verschandelung unserer schönen Deichlandschaft mit fragwürdigen Objekten untersagt, welche landfremde Hungerkünstler alljährlich ungestraft nach Wohlendorf verbringen durften. Die Gefahren sind einfach zu groß. Die Aller ist ein wilder und unberechenbarer Fluss – besonders im Juli.

Natürlich gibt es in der Stadt Rethem einige schräge Figuren, die jetzt mit haltlosen Behauptungen herumzufuchteln beginnen: So soll dieser ‚beauftragte Unternehmer‘ selbst im Vorstand des Deichverbandes sitzen – das tuscheln jedenfalls einige Unbelehrbare. Solche Vetternwirtschaft wäre schon deshalb ein Ding der Unmöglichkeit, weil dann eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ja als Auftraggeber zugleich ihr eigener interessierter Auftragnehmer wäre. Schon fällt auch dies Kartenhaus in sich zusammen. Ich bitte daher, solch ebenso schmuddeligen wie grundlosen Tratsch umgehend dort zu entsorgen, wo er hingehört – im Mülleimer nämlich.

Wir sind froh, dass uns Bürgern der Deichverband den freien, unverstellten Blick auf die schöne Allerniederung zurückgegeben hat. Die Kunst aber soll sich gefälligst dahin zurückziehen, wo sie hingehört: in ihre unaufgeräumten Ateliers. Bei uns in Rethem hat sie nichts zu suchen. Der viele Mais und die schöne Natur sind uns Bürgern Kunst genug.

Dr. Klaus Jarchow,
Frankenfeld-Hedern

Hier noch ein weiterer Artikel der Verdener Aller-Zeitung zum Thema: [Link]

In Wohlendorf keine Kunst …

Redaktionelle Vorbemerkung: Der Deichverband hat die Tradition der Ausstellung ‚Kunst auf dem Deich‘ plötzlich unterbrochen. Diese fand seit acht Jahren klaglos in Wohlendorf statt.

Leserbrief Verdener Aller-Zeitung zu:
„Keine Kunst auf dem Deich“ vom 02. 08. 2014 / [Link zum Artikel]

Normalerweise hält sich die Aufregung über Unverständliches in Grenzen. Man schüttelt den Kopf und wendet sich ab – oder aber neuen Dingen zu. Hinzu kommt, dass einigen Kunst egal ist, andere keinen Ärger wollen.

Die Kultur ist ein Problem, nicht aber der Steinhaufen / Bild: Dieter Moll

Die Kultur ist ein Problem, nicht aber der Steinhaufen / Bild: Dieter Moll

Ich meine jedoch, dass mit dem Verbot der erfolgreichen Ausstellungsreihe „Kunst auf dem Deich“ ein paar Prinzipien verletzt wurden, die für die Region nicht ganz unwichtig sind, sofern diese einen konstruktiven Umgang miteinander, die Förderung ehrenamtlicher Initiativen, vielleicht sogar Rethems Zukunftsfähigkeit betreffen. Eine Bürgerinitiative, die sich zunehmend überregionaler Beliebtheit erfreut, wird ohne zureichenden Grund kaputtgemacht.

Ich mag deshalb nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und will einige der in dem Artikel angeführten Argumente richtig stellen:

1. Zuerst einmal hat nicht der Verbandsausschuss, sondern der Verbandsvorsitzende ein Verbot der Reihe „Kunst auf dem Deich“ verfügt. Er hat sich seine einsame Entscheidung ein halbes Jahr später erst vom formal zuständigen Verbandsausschuss absegnen lassen. Zur Sachlichkeit der Ausschuss-Entscheidung ist anzumerken, dass dieser Ausschuss nur vom Verbandsvorsitzenden Informationen erhielt. Eine Anhörung der Kultur-AG war – trotz Bitten – nicht erwünscht. Bleibt die Frage: Warum wurde nur der Verbandsvorsteher, nicht aber die Kultur-AG vom Ausschuss gehört?

2. Das Argument des Verbandsvorsitzenden in dem Artikel lautet, dass dem mit der Pflege beauftragten Unternehmer nicht zuzumuten sei, sich mit einer Kulturgruppe über Pflegearbeiten abzustimmen. Das ist schlicht eine Ausrede. Die Ausstellung findet drei Wochen lang im Juli statt, in einem Monat in dem normalerweise weder gemäht noch gedüngt wird. Ganz nebenbei wird das von der Kultur-AG genutzte Teilgrundstück von privater Seite gemäht. Vorschläge des Verbandsvorsitzenden, aus der Reihe „Kunst auf dem Deich“ eine „Kunst neben dem Deich“ zu machen, scheitern an den Wohlendorfer Örtlichkeiten. Kultur-AG und Verein haben darüber hinaus angeboten, Skulpturen im Notfall sofort zu entfernen. Bleibt die zweite Frage an den Deichverband: Warum wurde erst nach acht Jahren festgestellt, dass Skulpturen, die für drei Wochen im Juli aufgestellt werden, die Deichpflege behindern?

3. Zusätzlich wird ein Gleichheitsprinzip verletzt, ohne welche eine „Körperschaft öffentlichen Rechts“ eigentlich nicht auskommt. Dass Deichschutz mit Kunst oder Erholung harmonieren können, zeigen eine ganze Reihe von ‚Hindernissen‘ auf dem Allerdeich: Es gibt Bänke, Hinweis- und Richtungsschilder oder auch Pfosten. Diese sind – anders als die Skulpturen – permanent verankert, müssen also bei der Pflege ständig umfahren werden. Deshalb die dritte Frage an den Deichverband: Warum dürfen Objekte das ganze Jahr über fest verankert auf dem Deich stehen, ein bis zwei Skulpturen im Nichthochwasser- und Nichtpflegemonat Juli aber nicht?

Ich wurde von der Kultur-AG gebeten, für das zehnjährige Jubiläum der Reihe „Kunst auf dem Deich“ Spenden einzuwerben. In dieser Funktion habe ich den Verbandsvorsteher fünfmal um ein Gespräch gebeten. Erfolglos. Jetzt, nach dem Scheitern so vieler Bemühungen, stelle ich mir die Frage, ob man Ungleichbehandlung und Intransparenz einfach so hinnehmen will. Sachliche Gründe, ‚Kunst auf dem Deich‘ zu verbieten, gibt es nach wie vor nicht.

02.08.2014
Dieter Moll
Mitglied des Deichverbandes Rethem-Wohlendorf

Der Fluss als Grenze

Hochwasser an der Aller / Foto: Klaus Jarchow

Hochwasser an der Aller / Foto: Klaus Jarchow

Ein Fluss verbindet die Menschen nicht nur, er trennt sie auch. Hierzulande macht es also schon einen Unterschied, ob man rechts oder links der Aller wohnt – vor allem bei Hochwasser. So schleppen sich bspw. in dieser Region noch heute Prozesse dahin, die sich um die Höhe von Schutzdeichen drehen.

Wirft eine Gemeinde nämlich mehr Lehm auf neue Deiche als vorgesehen war, dann ist sie natürlich auch besser vor künftigen Überschwemmungen geschützt als jene Gemeinden auf der anderen Seite des Flusses, wo die Deiche nicht so imposant gestaltet wurden. Im Falle eines Falles stünden dann eben dort die Wiesen unter Wasser – und nicht im eigenen Beritt. So finden Vermesser und Sachverständige im südlichen Heidekreis stets genügend Arbeit – und die nachfolgenden Urteile, die dann unter Umständen einen ‚Rückbau‘ verlangen, erzeugen nicht nur Kosten, sondern auch böses Blut.

Die Folgen sind dann nicht mehr nur rein sachlich begründet. Es entstehen im Laufe der Geschichte kulturelle Rivalitäten und ein unterschwelliges Misstrauen, das tief hinein in die bäuerliche Vergangenheit der Region reicht. Wer rechts der Aller wohnt, der hat Vorbehalte gegen die Leute links der Aller – wie auch umgekehrt.